Es wird gesagt, dass der Buddha 84.000 verschiedene Lehren gegeben hat. Das ist wohl nur eine symbolische Zahl, die bedeutet: unendlich viele. Verschiedenen Menschen, Schülern, Fragenden und Suchenden wurden verschiedene Belehrungen gegeben, entsprechend ihrem jeweiligen Bedürfnis, das in gewissem Sinne der Frage entsprach, die am meisten im Vordergrund stand: dem jeweiligen kōan ihres Lebens.

Auf diese Weise formte der Buddha seine Lehre nach den Bedürfnissen eines jeden Menschen. Einerseits gibt es also 84.000 verschiedene Lehren, weil es 84.000 verschiedene Menschen gab. Andererseits gibt es nur eine Lehre: alle 84.000 Lehren weisen auf dieselbe Sache hin.

Nichtsdestotrotz wurde eine bestimmte Lehre einer bestimmten Person zu einem bestimmten Anlass gegeben. Diese Person wurde zu einem Übermittler dieser Lehre, oder, wie man sagen könnte, dieses Fensters in die zentrale Lehre. Wenn es nur eine Lehre gibt, dann sind all diese individuellen Lehren wie Fenster in die eine zentrale Lehre des Dharma.

Es gibt also viele verschiedene Lehrer, jeder von ihnen mit einer anderen Übertragung, die sie vom Buddha erhalten haben; und diese geben sie dann an die nächste Generation weiter und die nächste Generation und so weiter. Der Buddhismus ist also eine Übertragung (Transmission) von individuellen Lehren, die aber alle auf den einen Dharma zeigen. Sie alle weisen auf das Nembutsu. Das Nembutsu ist zentral.

Eine Person mag das Nembutsu aufnehmen und es auf eine sehr vage Art und Weise verstehen, und dann erhält sie die Übertragung einer Lehre, die ihr hilft, es tiefer zu verstehen; und dann erhält sie vielleicht die Übertragung einer anderen Lehre, die ihr ebenfalls ein tieferes Verständnis gibt, eine andere Dimension, einen anderen Blickwinkel, von dem aus sie das Dharma, das im Nembutsu zusammengefasst ist, betrachten, angehen und verstehen kann. In diesem Sinne können wir also sagen, dass der Kern der Lehre derselbe bleibt, und im Idealfall ist es dieser Kern, der übertragen wird. In der Praxis werden einzelne Lehren übertragen.

Man erfasst diesen Aspekt oder jenen Aspekt oder einen weiteren Aspekt wie die vielen Facetten eines Diamanten. Alle Facetten sind Teil des einen Diamanten und doch ist jede auf ihre eigene Weise besonders. Wenn also eine Lehre übertragen wird, erhält man eine Facette des Diamanten. Wenn man nun durch diese Facette hindurchschaut, kann man im Prinzip alle anderen Facetten sehen und man kann in das Herz des Diamanten sehen. In der Praxis nehmen die Menschen möglicherweise eine Reihe von verschiedenen Lehren auf, bevor sie ein umfassendes Gefühl dafür bekommen.

So funktioniert die Übertragung von Lehren, und jede Lehre, die man erhält, ist wie ein sehr kostbares Geschenk. Sie ist ein Stück des Diamanten, in dem sich alle anderen Stücke widerspiegeln. Wenn man also auf diese Weise eine Unterweisung empfängt, ist das nicht nur eine Schulung in irgendeiner intellektuellen Angelegenheit. Es ist eine kostbare Sache, die von Lehrer zu Schüler weitergegeben wird, die von den Menschen, die diese bestimmte Lehre erhalten, geteilt wird, und es gibt ein Band zwischen den Menschen, die an einer einzelnen Übertragung teilnehmen. Es gibt auch ein heiliges Vertrauen, eine Hoffnung, dass sie in der Lage sein werden, diese Lehre an zukünftige Generationen weiterzugeben. Und sie geben sie weiter, indem sie sowohl unterrichten als auch die Lehre, die sie weitergeben, verkörpern.

Auf diese Weise wird also der Buddhismus durch eine Reihe von Übertragungen weitergegeben, die im Grunde genommen nur die Übertragung des Herzstücks des Dharma, des Nembutsu, ist, in der Praxis aber die Übertragung vieler einzelner Lehren, die die Menschen lernen, empfangen und weitergeben. Sie alle kommen zusammen als ein kostbares Juwel.

Namo Amida Bu
Vielen Dank

Dharmavidya
David

 

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